Minigolf Recap: Westdeutsche Meisterschaft 2014

WDM Beton

Wenn ein junger Mann Samstags um 5 Uhr aufsteht, sich in aller Ruhe unter die Dusche begibt, danach in seine Trainingshose, ein blaues Polohemd und in eine ebenso blaue Trainingsjacke schlüpft, schnell noch etwas isst und daraufhin hastig das Haus verlässt, dann mag man denken, dieser junge Mann geht morgens gerne mal eine Runde joggen. In meinem Fall war das am 19.07.14 jedoch mal so überhaupt nicht der Fall. Mein Weg führte mich zum nächstbesten Nachtbus und in diesem zum nahegelegenen Hauptbahnhof, wo mich wenige Minuten nach meiner Ankunft ein bekanntes Gesicht aufgabelte, um mit mir gemeinsam nach Bottrop zu fahren. Nun mag sich so mancher denken: „Hey, geil, er war tatsächlich locker in Jogging-Klamotten im Movie-Park!!“, doch auch dies war nicht der Fall. Warum also sonst um eine verdammt unchristliche Zeit nach Bottrop düsen?

Tag 1 oder auch „Die Hitzeschlacht von Bottrop-Overbeckshof“

Minigolf ist nur was für Bekloppte. Derjenige, der diesen Satz einst prägte, hat zu 110% Recht. Sich am Wochenende so früh aus dem Bett zu quälen, mag die eine Sache sein. Die andere ist das, was an diesem Tag folgte.

Viele Ligenspieltage und sämtliche Großevents wie westdeutsche, deutsche oder auch Europa- sowie Weltmeisterschaften werden mit einem speziellen Programm ausgewertet. Während ich also mit dem bekannten Gesicht an meiner Seite, einem meiner drei Mannschaftskollegen, die sich neben mir für die westdeutsche Meisterschaft qualifiziert hatten, endlich in Bottrop ankam, war im Internet bereits die offizielle Ergebniswebsite online. Und das, was dort so gegen 8 Uhr zu lesen war, freute wohl so ziemlich keinen der anwesenden Minigolfer…

WDM Beton AnspracheFleißige Helfer hatten bereits an jeder der 18 Bahnen Wassereimer aufgestellt. Diese sollten nicht nur zur Abkühlung der Bälle dienen, wie sich schnell herausstellte. In meinen ersten beiden Runden des Tages ließ sich schnell ablesen, wie eng Freude und Leid an diesem Tag beieinander liegen würden. Auf wenige Fehler und einige Asse in Runde 1 folgten deutlich mehr Fehler und deutlich weniger Asse in Runde 2.

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Runde 2 war für mich um kurz nach 11 Uhr beendet. Was dann kam, war wohl nur noch mit dem Wort Hitzeschlacht zu beschreiben. Alle Teilnehmer ächzten unter den Bedingungen, zu der Hitze gesellte sich nun eine immer weiter steigende Luftfeuchtigkeit. Die Handtücher, welche bei 99% der Teilnehmer um den Hals hingen, waren stets durchnässt – ob durch die Wassereimer oder den eigenen Schweiß, ist an dieser Stelle nicht überliefert.

Während ich in meiner dritten Runde des Tages auf den ersten Bahnen überhaupt kein Ass spielte, jedoch auch viele Fehler vermied, wurde die letzte Runde des Samstages zu meiner besten Runde des gesamten Wochenendes. Drei Asse zu Beginn der Runde ließen mein Selbstvertrauen steigen und so ließ ich auf den verbliebenen Bahnen noch sechs weitere folgen, begleitet von einem kleinen Fehler an Bahn 16. Eine 28 als Tagesabschluss war auf der schwierigen Anlage durchaus als Achtungserfolg zu werten.

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Ich vermied es den gesamten Tag über, einen Blick auf die Ergebnistafel zu werfen. Nervös war ich bei meinen ersten Titelkämpfen ohnehin schon, da konnte ich eine zusätzliche „Belastung“ und Rechenspiele nicht gebrauchen. Nach Abschluss der letzten Runde jedoch bekam ich von einem meiner Mannschaftskollegen einen anerkennenden Klaps auf die Schulter, begleitet von den Worten „Starker erster Tag!“. Meine Verwunderung stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, hatte ich doch zuvor noch nie auf der Anlage in Bottrop gespielt. Und doch reichten meine Leistungen für einen mehr als ordentlichen 6. Platz.

Tag 2 oder auch „Der Tag der Entscheidung“

Tag 2 fing genauso an wie Tag 1. Früh aufstehen, Vereinsklamotten an, Schläger und Bälle eingepackt und ab nach Bottrop. Und nein, es ging wieder nicht in den Movie-Park.

Ich schien jedoch nicht wirklich ausgeschlafen zu sein. An Bahn 1, die eigentlich durchaus assträchtig ist, startete ich direkt mal mit einer 4. Direkt mal ein Dämpfer für die kleinen, aufkommenden Hoffnungen an eine Podiumsplatzierung. Allerdings hatte dies den Vorteil, dass ich sofort aus meinem Halbschlaf gerissen wurde. Drei Bahnen später war die 4 bereits vergessen und ich ergebnistechnisch wieder halbwegs auf Kurs. Am Ende der Runde stand eine ordentliche 31 – die Fehler an Bahn 1 sollten die einzigen in dieser Runde bleiben. In meinem Kopf spielte sich ein interessantes Szenario ab: Sollte ich eher auf Risiko gehen und möglicherweise ein Platz auf dem Podium anpeilen oder eher auf Sicherheit spielen und mir vergleichsweise locker einen Platz in den Top 10 sichern, was angesichts der starken Konkurrenz durch Spieler aus der zweiten und dritten Bundesliga schon ein riesiger Erfolg wäre?

Ich entschied mich für die Sicherheitsvariante. Und diese schien zu fruchten.

Runde 6 wurde meine einzige fehlerfreie Runde des gesamten Wochenendes. Allerdings gelang mir dies nur auf Kosten einiger Asse, wodurch am Ende „nur“ eine 30 auf meiner Ergebniskarte stand – zu wenig, um vorne anzugreifen.

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Unterdessen kletterten die Temperaturen wieder über die Marke von 30°C. Die Wassereimer hatten wieder Hochkonjunktur und so langsam nagte die Hitze auch an mir. Konzentrationsfehler führten immer wieder zu Fehlern, sogar eine falsche Ballwahl war dabei. Mein Gesicht muss göttlich gewesen sein, als ich dies kurz nach dem Abschlagen des Balles bemerkte.

Acht Asse in Runde 7 waren durchaus ein guter Wert – stünden derer nicht die vier Fehler gegenüber. Eine 4 an Bahn 11 habe ich zuvor in meiner kompletten Minigolflaufbahn nicht hinbekommen, jedoch kam mich ausgerechnet hier meine falsche Ballwahl teuer zu stehen. Runde 8 litt dann an absoluter Ass-Armut, was durchaus auch dem Wetter geschuldet war. Einsetzender Nieselregen machte Asse an einigen Bahnen nahezu unmöglich und so beendete ich meine erste westdeutsche Meisterschaft mit einer 33.

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Erneut hatte ich den gesamten Tag über den Blick auf die Ergebnistafeln vermieden. Jetzt jedoch war sämtlicher Druck endlich abgefallen und ich konnte in aller Ruhe und guten Gewissens meinen Namen suchen. Ich fand ihn schließlich dort, wo ich ihn mir zwar erhofft, aber niemals wirklich damit gerechnet hatte…

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Mehr als zufrieden gesellte ich mich also zu meinen Mannschaftskollegen, welche mit den Plätzen 5, 12 und 15 ein absolut gelungenes Mannschaftsergebnis abrundeten und sich allesamt für die deutsche Meisterschaft in Kempten qualifizierten (welche ich leider aufgrund von Zeit- und Geldmangel nicht spielen konnte).

Auf die Siegerehrung folgte ein heftiges Gewitter mit Starkregen und Hagel, welches ich Gottseidank in einem Auto und danach einer S-Bahn erleben durfte…

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Dennoch bleibt die WDM mir in absolut positiver Erinnerung, einerseits aufgrund meiner ordentlichen Leistung, andererseits aufgrund der Tatsache, dass ich wiedermal viele tolle Menschen kennen lernen durfte, die mittlerweile ein fester Bestandteil meines Lebens sind.

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